Meine größten Fehler und Tipps aus 7 Jahren Investieren in Aktien, ETFs und Kryptowährungen

Wenn ich auf die Zeit zurückblicke, in der ich mit dem Investieren angefangen habe, bin ich oft erstaunt, wie naiv ich damals war. In diesem Artikel stelle ich meine größten Learnings vor, die ich bisher in meiner Investment-Karriere gemacht habe und gehe auf meine schlimmsten Fehler ein.

Der Text beinhaltet viele wertvolle Tipps, die ich damals schon gerne gehabt hätte und ist vor allem für Anfänger äußerst hilfreich.

Nicht in Werte investiert, weil sie stark in der Vergangenheit gewachsen sind

Seit meiner ersten Bestellung bei Amazon im Jahr 2009 (ein Buch mit Noten für Jazzlieder, die ich auf meiner Klarinette lernen wollte) war ich ein großer Fan dieser Firma. Ich war begeistert, wie reibungslos die Onlinebestellung abgelaufen ist und wie schnell die Ware bei mir Zuhause ankam. Darüber hinaus war der Preis sogar etwas günstiger, als im Geschäft.

Nach etlichen weiteren Bestellungen hatte ich mir dann überlegt, dass es vermutlich eine gute Idee wäre, auch Aktien von Amazon zu kaufen. Nachdem ich mir jedoch den Chart angeschaut hatte, habe ich die Idee direkt wieder verworfen. Was war der Grund dafür?

Auf dem Chart konnte ich erkennen, dass die Aktie seit dem Start im Jahr 1997 schon um mehr als 1.000 Prozent gestiegen war. Daher ging ich davon aus, dass ich schon zu spät dran bin und erst auf einen Crash der Aktie warten muss, bevor ich sie kaufe.

Rückblickend war das ein großer Fehler, da die Aktie auch in den darauffolgenden Jahren noch überdurchschnittlich weiter gestiegen ist.

Ein Fehler, den viele Anfänger hier machen, besteht darin, dass sie von der Performance in der Vergangenheit Rückschlüsse auf die Zukunft ziehen. Hierbei gibt es jedoch keinen entscheidenden Zusammenhang. Eine Aktie, die im letzten Jahr um 100 % gestiegen ist, kann auch im darauffolgenden Jahr um weitere 100 % steigen. Auf der anderen Seite kann eine Aktie, die um 50 % gefallen ist, auch in der Zukunft noch einmal um den gleichen Wert fallen.

Zu früh verkauft

Nach dem Atomausstieg Deutschlands bin ich durch diverse Aktien-Facebook-Gruppen auf die RWE-Aktie aufmerksam geworden. Diese hat damals nur etwa 15 Euro gekostet.

Nach meinen Recherchen bin ich damals zu der Überzeugung gekommen, dass die Aktie zu stark abgestraft wurde und sie sich wieder erholen wird. Nachdem dich die RWE-Aktie dann gekauft hatte, ist meine These tatsächlich aufgegangen und sie ist innerhalb von 6 Monaten auf etwa 20 Euro angestiegen.

Darüber habe ich mich damals natürlich sehr gefreut und habe die Aktie direkt wieder mit einem kleinen Gewinn verkauft.

Was ich damals nicht verstanden habe war, dass die wirklich guten Gewinne durch Aktien erst mach einer deutlich höheren Haltedauer entstehen und der Zinseszins-Effekt erst nach einigen Jahren wirklich anfängt zu wirken. In meinem Beispiel mit der RWE-Aktie hätte ich bis heute einen Gewinn von über 100 Prozent gemacht, wenn ich die Aktie bis heute gehalten hätte.

Der bekannteste Investor weltweit Warren Buffett hat hierzu einmal gesagt:

Eine Aktie, die man nicht 10 Jahre zu halten bereit ist, darf man auch nicht 10 Minuten besitzen.Warren Buffet

Fokus zu stark auf Dividenden

Als ich im Jahr 2017 angefangen habe, mich intensiver mit dem Thema Investieren zu beschäftigen, war eine große Motivation, passives Einkommen durch Dividenden zu erhalten. Ich habe mich also hauptsächlich auf die sogenannte Dividendenstrategie fokussiert und nur in Aktien mit hohen Dividendenausschüttungen investiert. Damals habe ich beispielsweise in die Unternehmen 3M, Starbucks und Henkel investiert.

Es war ein sehr cooles Gefühl, regelmäßig Dividenden von diesen Unternehmen zu erhalten, ohne dafür etwas tun zu müssen.

Wenn ich mir die Performance dieser Dividendenaktien bis heute anschaue, dann sind sie jedoch kaum gewachsen bzw. haben sogar an Wert verloren. Einige Unternehmen wie 3M und Bayer haben die Dividende zusätzlich stark gekürzt.

Was habe ich daraus gelernt?

Mit meinem Wissen heute würde ich vor allem für jungen Menschen empfehlen, in Wachstumsaktien zu investieren. Als junger Mensch kann man besonders stark vom Zinseszins profitieren und ist nicht auf Ausschüttungen von Dividenden angewiesen.

Was ich damals außerdem nicht verstanden hatte, war, dass die Kosten für die Dividenden direkt vom Aktienkurs abgezogen werden. Wenn diese dann direkt mit ca. 26 bis 27 Prozent versteuert werden, zahlt man deutlich höhere Steuern, wie wenn man einen Teil einer Aktie verkauft. Bei der Dividendenstrategie wächst das Depot also nicht nur deutlich langsamer, sie ist zusätzlich sehr suboptimal aus steuerlicher Sicht.

In gehypte Kryptowährungen investiert, anstatt in BTC und ETH

Parallel zu dem Thema Aktien habe ich mich sehr intensiv mit dem Thema Kryptowährungen beschäftigt. Im Jahr 2017 gab es einen riesen Hype und es gab zahlreiche Youtube-Kanäle, die jede Woche eine neue Kryptowährung vorgestellt haben. Beispielsweise hat damals gefühlt jeder über die Kryptowährungen Iota und Icon geredet, die heutzutage kaum noch relevant sind.

Als der Hype vorbei war, sind fast alle diese Kryptowährungen in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Lediglich die größten Projekte Bitcoin und Ethereum haben bis heute überlebt und sind über die Jahre sogar stärker geworden.

Mein größtes Learning hieraus ist, dass sich der Kryptomarkt komplett anders, als der Aktienmarkt verhält. Während bei Aktien für eine langfristige Investmentstrategie ein ausreichend hohe Diversifikation (Streuung) an unterschiedlichen Aktien sinnvoll ist, reicht es im Kryptomarkt vollkommen aus, nur in Bitcoin und Ethereum zu investieren.

Natürlich kann es trotzdem sinnvoll sein, kleinere Kryptowährungen zu kaufen. Hierbei sollte man sich jedoch immer bewusst sein, dass das Risiko extrem hoch ist und sich diese normalerweise nicht für eine langfristige Anlage eignen.

Zu spät die Vorteile von ETFs erkannt

Zum Anfang meiner Investorkarriere habe ich mich strikt geweigert, ETFs zu kaufen. Damals war ich der Meinung, dass ETFs langweilig sind und ich mochte die Idee nicht regelmäßig Gebühren für diese bezahlen zu müssen.

Mittlerweile hat sich meine Meinung hierzu stark geändert.

Aus wissenschaftlicher Sicht sind ETFs auf den MSCI-World und die Emerging-Markets ein außergewöhnlich guter Weg, um langfristig Vermögen aufzubauen. Bei meinen Brokern Scalable Capital und Trade Republic lassen sich diese kostenlos besparen und die Gebühren sind sehr gering. Seit der Investmentreform im Jahr 2018 hat man bei dem Verkauf von ETFs außerdem leichte steuerliche Vorteile.

Da ich schon immer ein großer Fan von amerikanischen Aktien war, investiere ich aktuell zusätzlich regelmäßig in einen S&P-500 ETF, der die 500 größten amerikanischen Unternehmen abbildet und in der Geschichte außergewöhnlich gut performt hat.

Nicht aggressiv genug beim Corona-Crash nachgekauft

Als nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie recht viele Aktien sehr stark gefallen waren, hatte ich noch ca. 50 % Cash übrig, um Aktien günstig nachzukaufen.

Nachdem ich mich zunächst kaum getraut habe, zu checken, wie tief mein Depot im Minus ist, habe ich nach einiger Zeit erkannt, dass der Crash vermutlich eine optimale Möglichkeit ist, um mehr Aktien günstig nachzukaufen.

Ich habe also einige Limitorders für den Kauf von stark gefallene Aktien gesetzt und meine Sparpläne erhöht. Trotzdem war ich immer noch sehr ängstlich und habe daher Aktien nur mit verhältnismäßig kleinen Summen gekauft. Wenn ich mir heute die Aktien anschaue, die ich während des Corona-Crashes gekauft habe, dann sind viele über 100 Prozent im Plus. Hierzu gehören z. B. „Booking Holdings“ und „Shell“. Hätte ich damals aggressiver einkauft, dann hätte sich das deutlich mehr gelohnt.

Zu oft die Depots gecheckt

An sich bin ich sehr dankbar, dass es heutzutage Neobroker mit einer leicht bedienbaren App gibt. Der Nachteil liegt jedoch darin, dass man theoretisch von überall den Depotstand checken kann. Dies finde ich bis heute sehr spannend.

Mittlerweile habe ich Depot bei 4 unterschiedlichen Banken und es fällt mir immer noch schwer, den Depotstand nicht täglich zu checken. Objektiv betrachtet ist es jedoch reine Zeitverschwendung. Vor allem, wenn man langfristig investiert, spielt der tägliche Depotstand überhaupt keine Rolle.

Wie schon in meinem Artikel zum Thema „Investieren für Anfänger“ erklärt, reicht es meiner Meinung nach vollkommen aus, das Depot einmal pro Monat zu überprüfen.

In Unternehmen investiert, die ich selbst nicht gerne besitzen würde

Eine meiner ersten Aktien war Starbucks. Dieser Wert wurde in unterschiedlichen Aktien-Facebook-Gruppen und Finanzpodcasts immer wieder positiv hervorgehoben, sodass ich mich schließlich für einen Kauf der Aktie entschied.

Persönlich bin ich ein Liebhaber von qualitativ-hochwertigem Speciality Kaffee. Ich habe viele Cafés in Städten auf der ganzen Welt besucht und habe mittlerweile ein Gefühl dafür, welcher Kaffee hochwertig ist. Daher gehe ich heutzutage persönlich garnicht mehr zu Starbucks. Dazu kommt noch, dass die Preise bei Starbucks oft deutlich höher sind.

Damals hätte ich also nicht auf die ganzen Aktienanalysten hören, sondern mehr Wert auf meine persönlichen Erfahrungen legen sollen. Seit meinem Kauf der Starbucks-Aktie im Jahr 2018 hat sie nur einen sehr geringen Gewinn gemacht.

 

 

 

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Jonas

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